Neue Anfänge sind aufregend. Sie eröffnen uns die Möglichkeit, unsere Träume zu verwirklichen, unsere Komfortzone zu verlassen und uns persönlich weiterzuentwickeln. In jedem Anfang liegt ein Zauber, der uns antreibt und inspiriert. Es ist die Magie des Unbekannten, die uns dazu ermutigt, unsere Grenzen zu überschreiten und neue Horizonte zu entdecken.
Es ist Samstag der 15.07.2023. Hätte ich gewusst das vor mir die emotionalsten, spannendsten und inspirierendsten 48 Stunden meines bisherigen Lebens liegen, hätte ich sicher ein wenig vorgeschlafen. Davon gab es nämlich kaum Zeit und Raum. An diesem Wochenende warteten wir eigentlich „nur“ darauf, dass unser 2ter Sohn zu uns in die Familie stößt. Der Krankenhauskoffer war gepackt und es durfte gerne losgehen.
Es war 17 Uhr, als ich mich auf dem Weg zum Spielplatz machte. Eigentlich wollte ich nur Sohnemann abholen, der sich noch kurz eine Stunde mit Oma austoben wollte. Beim betreten des Spielplatzes hörte ich allerdings schon, dass Sohnemann anscheinend gerade andere Probleme hat. Mit Krokodilstränen saß er in seinem Bollerwagen und hielt sich den Arm, der einen unüblichen Knick aufwies. Auf dem Arm und mit Siebenmeilenstiefeln ging es nach Hause. Oma im Windschatten hinterher.
Die Anamnese ließ nur einen Entschluss zu. Direkter Weg ins Krankenhaus. Dahin, wo wir eigentlich nur zur Geburt unseren Sohnes hinfahren wollten. Schnell den Koffer, die hochschwangere Frau, Oma und Sohnemann einpacken. Die Bildgebung in der Radiologie war eindeutig. Bruch des Unterarmes. Noch am Abend musste operiert werden.
Gegen 21 Uhr, nach all den Aufklärungsgesprächen, brachten wir unseren Sohn in die Schleuse zu den Anästhesisten. Der schwerste und emotionalste Abschied, den ich in seinem und meinem bisherigen Leben durchleben musste. Bei uns allen kullerten die Tränen. Danach begann die Zeit des Wartens. Auch wenn es nur „Routine“ war und insgesamt 1,5-2 Stunden dauerte, für uns war es eine Ewigkeit.
Um 23 Uhr brachten sie ihn wieder zu uns. Ich wartete an seinem Bettchen, bis er aus der Narkose gegen 1.00 Uhr aufwachte. Es ging zu Mama aufs Zimmer und für mich nach Hause ins Bett. Schlafen konnte ich nicht wirklich. Am nächsten Tag war der „Regen“ weggezogen und die Sonne strahlte. Sohnemann ging es den Umständen entsprechend und wir konnten schnell wieder nach Hause. Was ein Glück. Auf der Couch warteten das Wimbledon Finale (Alcaraz gewann gegen Djokovic) und eine spannende Tour de France Etappe. Wir machten so ziemlich gar nichts, was uns in irgendeiner Form hätte körperlich und geistig beansprucht.
Auch inspirierend. Zum Abend ging es früh ins Bett. Schlafen war immer noch schwierig.
Um 0.00 Uhr stand meine Frau am Bett.
Schatz, es geht los
17.07.2023
Aufstehen, Wehen wegatmen, anziehen und nach knapp 1-1,5 Stunden wieder ab ins Krankenhaus. Man erwartete uns schon.
Meine Frau legte einen wahren Durchmarsch hin.
Knappe 1,5 Stunden später, 6-8 Presswehen und es war soweit. Unser 2ter Sohn erblickte das Licht der Welt. Was ich dabei gefühlt habe ist kaum zu beschreiben. Von der Emotion aber vergleichbar mit dem Abend zuvor, nur eine Portion mehr Glück.
Es folgten wunderschöne Stunden zusammen mit unserem neuen Familienmitglied. Für mich ging es dann schnell nach Hause und ich legte mich zu meinem Sohn ins Bett. Gegen 7 Uhr wurde er wach und vermisste die Mama. Ich zeigte ihm ein Bild von mir, der Mama und einem Baby
Ist das etwa mein Brüderchen?
Gegen Mittag dann zusammen ins Krankenhaus. Das erste mal zu viert. So oft daran gedacht und nun war es soweit. Glücklicherweise durften wir schon direkt am Tag das Krankenhaus wieder verlassen.
Gegen 17 Uhr waren wir Zuhause. 48 Stunden später.
So viel erlebt.
So viel Durchlebt.
Auf uns wartet nun was Neues. Etwas Anderes. Ein großes Abenteuer.
Der berühmte Satz „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ stammt aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse. In diesen Worten steckt eine tiefgreifende Weisheit, die uns daran erinnert, dass jeder Neuanfang, sei es im Beruflichen oder im Privaten, eine Chance für persönliches Wachstum und Erfüllung birgt. In dem Gedicht aus dem Jahr 1941, welches ursprünglich den Titel „Transzedieren“ trug, geht es um das Leben und den Prozess der Veränderung. Stufe für Stufe entwickelt man sich weiter und wagt einen Neubeginn. Die Bereitschaft zu Neuem schützt vor dem Erschlaffen.
Für mich war dieses Wochenende nicht nur der Beginn von etwas Neuem. Es war vor allem auch ein Bild für die Dynamik und die Unplanbarkeit unseres Lebens. Hätte ich ein Drehbuch geschrieben, ich wäre auf diese Art der Story nicht gekommen. Die Mischung aus Unvorhersehbaren, der Traurigkeit des einen und das Glück des anderen Tages lagen in diesen Stunden so nah beinander. Es war die Hilflosigkeit des Schicksals, die auf den Zauber eines neuen Anfangs traf.
Der Zauber eines Anfangs liegt darin, dass er uns aus unserer Komfortzone herausholt und uns dazu bringt, uns neuen Herausforderungen zu stellen. Er erfordert Mut und Entschlossenheit, um Hindernisse zu überwinden und unsere Ziele zu erreichen. Es ist wie ein Sprung ins Unbekannte, bei dem wir uns selbst herausfordern und unsere Fähigkeiten auf die Probe stellen.
Er gibt uns die Möglichkeit, aus unseren Erfahrungen zu lernen und zu wachsen. Durch die Herausforderungen und Hindernisse, denen wir auf unserem Weg begegnen, werden wir widerstandsfähiger. Es ist ein Prozess des Lernens und der Selbstentwicklung.
In jedem Anfang liegt das Potenzial für etwas Großartiges. Es liegt an uns, diesen Zauber zu erkennen und die Chancen zu ergreifen, die uns geboten werden.
Ein großer Dank geht an einige ganz besondere Menschen, die uns in diesen 48 Stunden zur Seite standen.